Mentalität könnte man auf Deutsch sehr gut mit „Geisteshaltung“ übersetzen. Das passt besser als die von Wikipedia vorgeschlagene Definition, nach der die Mentalität ein Denkmuster innerhalb einer Gruppe von Menschen ist.
Ob nun aber Geisteshaltung oder Denkmuster, andere haben immer eine andere Mentalität als man selbst, was sogar der brave Bürgersmann nebst Eheweib und Kindern wissen: Versteht man den Fremden in besseren Kreisen nicht, so spricht man davon, er habe ja wohl eine „andere Mentalität“. Aber Mitnahme? Da hilft uns niemand. Man hat wohl mal eine junge Dame mit aufs Zimmer genommen, als man noch jünger war – aber ist dies schon eine „Mitnahmementalität“? Merkwürdig auch, dass mich die Schweizer Zöllner bisweilen fragen, ob ich „etwas mitgebracht“ hätte, niemals fragte mich jemand, ob ich etwas „mitgenommen“ hätte. Indessen belehren mich die Börsianer, dass man „mitnehmen“ sollte, was gerade an Gewinnen geboten wird.
Wo also könnte ich meiner angeblichen „Mitnahmementalität“ huldigen? Im Schwabenland. Wenn man dort etwas geschenkt bekommt, bekommt man nichts geschenkt, sonder „soll etwas mitnehmen“ – „wartet Sie, nehmet sie oi Veschper mit“. Nun ja.
Der Kanzler wird wissen, war er meinte, wenn er von der „Mitnahmementalität“ sprach, und merkwürdig – da kann man nun wirklich etwas über Kommunikation lernen: Die getroffenen Hunde veranstalteten nämlich sofort ein Bellkonzert, dass es einem in den Ohren dröhnte: es sein keine „Mitnahmementalität“ sagten sie, es sein ein Rechtsanspruch, und dann folgte das berühmte deutsche Lamento. Was lernen wir daraus? Erstens, dass getroffene Hunde bellen, und zweitens, dass das Mitnahmevolk genau gewusst hat, wer gemeint war.
Was der Kanzler gemeint haben könnte? Dass wie Deutschen zur Abstaubergesellschaft verkommen sind. Falls sie einen provokanten Satz dazu wollen, bitte schön: „Wo immer eine Staatsleistung für die Bedürftigen ausgelobt wird, stehen die schweißmäuligen Hyänen schon Schlange, um sie abzustauben“.
Klingt viel schlimmer als „Mitnahmementalität“, nicht wahr?
Google: Mitnahmementalität allein
Desgleichen, Minus Schröder Minus Kanzler
Ob nun aber Geisteshaltung oder Denkmuster, andere haben immer eine andere Mentalität als man selbst, was sogar der brave Bürgersmann nebst Eheweib und Kindern wissen: Versteht man den Fremden in besseren Kreisen nicht, so spricht man davon, er habe ja wohl eine „andere Mentalität“. Aber Mitnahme? Da hilft uns niemand. Man hat wohl mal eine junge Dame mit aufs Zimmer genommen, als man noch jünger war – aber ist dies schon eine „Mitnahmementalität“? Merkwürdig auch, dass mich die Schweizer Zöllner bisweilen fragen, ob ich „etwas mitgebracht“ hätte, niemals fragte mich jemand, ob ich etwas „mitgenommen“ hätte. Indessen belehren mich die Börsianer, dass man „mitnehmen“ sollte, was gerade an Gewinnen geboten wird.
Wo also könnte ich meiner angeblichen „Mitnahmementalität“ huldigen? Im Schwabenland. Wenn man dort etwas geschenkt bekommt, bekommt man nichts geschenkt, sonder „soll etwas mitnehmen“ – „wartet Sie, nehmet sie oi Veschper mit“. Nun ja.
Der Kanzler wird wissen, war er meinte, wenn er von der „Mitnahmementalität“ sprach, und merkwürdig – da kann man nun wirklich etwas über Kommunikation lernen: Die getroffenen Hunde veranstalteten nämlich sofort ein Bellkonzert, dass es einem in den Ohren dröhnte: es sein keine „Mitnahmementalität“ sagten sie, es sein ein Rechtsanspruch, und dann folgte das berühmte deutsche Lamento. Was lernen wir daraus? Erstens, dass getroffene Hunde bellen, und zweitens, dass das Mitnahmevolk genau gewusst hat, wer gemeint war.
Was der Kanzler gemeint haben könnte? Dass wie Deutschen zur Abstaubergesellschaft verkommen sind. Falls sie einen provokanten Satz dazu wollen, bitte schön: „Wo immer eine Staatsleistung für die Bedürftigen ausgelobt wird, stehen die schweißmäuligen Hyänen schon Schlange, um sie abzustauben“.
Klingt viel schlimmer als „Mitnahmementalität“, nicht wahr?
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Desgleichen, Minus Schröder Minus Kanzler
wortwechsler - am Donnerstag, 23. September 2004, 19:39 - Rubrik: wort wechsel stube
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Käme Toppen nicht aus dem Englischen, so könnte es in eine Reihe mit Foppen und Poppen setzen – wobei das Wort „Foppen“ auf dem Rückzug ist, während das Wort „Poppen“ gerade medienfähig gemacht wird.
So ganz englisch ist das Wort denn nun aber wieder nicht – im Dänischen finden wir noch die ursprüngliche Bedeutung: Dort steht „Toppen“ für die „Spitze“. Das in der deutschen Sprache ähnlichste Wort ist der Zopf, der ja auch das Ende der Haare bezeichnet. Weitere Hinweise finden wir in der Seemannssprache – ein so genannter „Musikdampfer“ wird „über die Toppen geflaggt“, was wieder bedeutet, dass er bis über die Mastspitzen mit bunten Wimpeln behängt ist, die keine seemännische Bedeutung haben.
Keine Frage – das englische Wort „Top“ bedeutet im Ursprung eben auch die Spitze, doch wenn bei uns jemand etwas „toppt“, dann übertrifft er es. Das könnte man natürlich auch genau so schreiben: „Das Ergebnis wird schwer zu übertreffen sein“, doch selbst namhafte Sport-, Wirtschafts- und sogar Politiksparten deutscher Zeitungen haben offenbar verlernt, sich gepflegt auszudrücken: Bei Springers WELT, der „Süddeutschen“ und anderen Presseerzeugnissen toppt es, dass die Schwarte kracht, oder mit anderen Worten: Der Missbrauch von „Toppen“ in der Presse ist durch nichts mehr zu „toppen“. Dieser Satz sagt zwar nichts aus, aber das haben fast alle Sätze mit „toppen“ so an sich: Hohlsätze, zu schreiben, wenn es eigentlich nichts zu schreiben gibt.
Stilblüten muss man nicht lange suchen: „Vielleicht können wir uns das nicht wirklich vorstellen, wie der Himmel und die Ewigkeit aussehen werden. Aber eins steht fest: Es wird nicht zu toppen sein.
Ja, so sind sie denn, die Aussagen: Ist oder war kaum zu toppen, nicht zu toppen, schwer zu toppen. Wie gesagt, es geht auch immer mit „übertreffen“ (auf Holzhackerdeutsch: „Eins draufsetzen“), oder mit „steigern“.
Aber natürlich: Toppen geht einem so aus den Fingern, fließt so gut in die Tastatur und kommt natürlich gut an bei denjenigen Jugendlichen und Sportfreunden, die der Sprache ohnehin nicht mehr mächtig sind. Mittlerweile machen auch schon die Frauenzeitschriften mit: Schreibt die „Petra“: „Im Durchschnitt, so heißt es, hat eine Frau in Deutschland acht Liebhaber. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten von Ihnen diese Zahl toppen können?“
Eines, so habe ich bei meinem Ausflug durch die Presse gelernt, lässt sich in Deutschland immer noch Toppen: Die Flapsigkeit, mit der „toppen“ verwendet wird.
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So ganz englisch ist das Wort denn nun aber wieder nicht – im Dänischen finden wir noch die ursprüngliche Bedeutung: Dort steht „Toppen“ für die „Spitze“. Das in der deutschen Sprache ähnlichste Wort ist der Zopf, der ja auch das Ende der Haare bezeichnet. Weitere Hinweise finden wir in der Seemannssprache – ein so genannter „Musikdampfer“ wird „über die Toppen geflaggt“, was wieder bedeutet, dass er bis über die Mastspitzen mit bunten Wimpeln behängt ist, die keine seemännische Bedeutung haben.
Keine Frage – das englische Wort „Top“ bedeutet im Ursprung eben auch die Spitze, doch wenn bei uns jemand etwas „toppt“, dann übertrifft er es. Das könnte man natürlich auch genau so schreiben: „Das Ergebnis wird schwer zu übertreffen sein“, doch selbst namhafte Sport-, Wirtschafts- und sogar Politiksparten deutscher Zeitungen haben offenbar verlernt, sich gepflegt auszudrücken: Bei Springers WELT, der „Süddeutschen“ und anderen Presseerzeugnissen toppt es, dass die Schwarte kracht, oder mit anderen Worten: Der Missbrauch von „Toppen“ in der Presse ist durch nichts mehr zu „toppen“. Dieser Satz sagt zwar nichts aus, aber das haben fast alle Sätze mit „toppen“ so an sich: Hohlsätze, zu schreiben, wenn es eigentlich nichts zu schreiben gibt.
Stilblüten muss man nicht lange suchen: „Vielleicht können wir uns das nicht wirklich vorstellen, wie der Himmel und die Ewigkeit aussehen werden. Aber eins steht fest: Es wird nicht zu toppen sein.
Ja, so sind sie denn, die Aussagen: Ist oder war kaum zu toppen, nicht zu toppen, schwer zu toppen. Wie gesagt, es geht auch immer mit „übertreffen“ (auf Holzhackerdeutsch: „Eins draufsetzen“), oder mit „steigern“.
Aber natürlich: Toppen geht einem so aus den Fingern, fließt so gut in die Tastatur und kommt natürlich gut an bei denjenigen Jugendlichen und Sportfreunden, die der Sprache ohnehin nicht mehr mächtig sind. Mittlerweile machen auch schon die Frauenzeitschriften mit: Schreibt die „Petra“: „Im Durchschnitt, so heißt es, hat eine Frau in Deutschland acht Liebhaber. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten von Ihnen diese Zahl toppen können?“
Eines, so habe ich bei meinem Ausflug durch die Presse gelernt, lässt sich in Deutschland immer noch Toppen: Die Flapsigkeit, mit der „toppen“ verwendet wird.
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wortwechsler - am Mittwoch, 22. September 2004, 23:37 - Rubrik: wort wechsel stube
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“When I use a word,” Humpty Dumpty said, in rather a scornful tone, “it means just what I choose it to mean -- neither more nor less”.
Unsere Zeit ist oberflächlich geworden. Wir benutzen Wörter, deren Bedeutung wir nie genau kennen gelernt haben, um etwas zu beschreiben, was wir kaum erfassen können. Wenn wir über Politik, Kunst oder Soziales sprechen, werden uns Wörter aufgenötigt, die wir niemals benutzen wollten. Selbst, wer über so selbstverständliche Lebensäußerungen wie Neigungen, Gefühle und Empfindungen sprechen möchte, sucht bereits nach Worten.
Wortwechsler greift Wörter auf – nicht in der Art der Deutschlehrer, die Herkunft und Bedeutung kennen – dafür gibt es heute Lexika, zum Beispiel das hervorragende Internet-Lexikon Wikipedia. Nein, es geht Wortwechsler darum, zu untersuchen, wie Wörter heute benutzt werden – in der Politik, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und im Alltag. Dabei sollen vor allem Wörter ans Licht kommen, die in reißerischer Weise gebraucht werden oder mit deren Hilfe Menschen hinters Licht geführt werden sollen.
Denn was Humpty Dumpty prophezeite, ist längst Alltag: Wörter bedeuten genau das, was wir ihnen an Bedeutung beimessen - uns ist gleichgültig, ob unser Nächster das Gleiche darunter versteht. Das ist ausgesprochen gefährlich, wie auch Humptdy Dumpty in seinem Größenwahn bereits wusste: Für ihn war nicht die Frage, ob man Wörter etwas anderes heißen lassen konnte – für ihn zählte nur, wer die Macht hatte.
Damit dieses Blog nun nicht gar zu staubtrocken wird, steht an Wortwechslers Seite Johann Fürchtegott Gramse, der nie etwas weiß, aber immer alles besser. Nachtfalter ist hier zwar die Bossin, aber sie wir nur eingreifen, wenn die Schrate über unsere Mauern springen. Denn man darf hier zwar etwas einwenden, aber nicht Dummschwätzen.
Unsere Zeit ist oberflächlich geworden. Wir benutzen Wörter, deren Bedeutung wir nie genau kennen gelernt haben, um etwas zu beschreiben, was wir kaum erfassen können. Wenn wir über Politik, Kunst oder Soziales sprechen, werden uns Wörter aufgenötigt, die wir niemals benutzen wollten. Selbst, wer über so selbstverständliche Lebensäußerungen wie Neigungen, Gefühle und Empfindungen sprechen möchte, sucht bereits nach Worten.
Wortwechsler greift Wörter auf – nicht in der Art der Deutschlehrer, die Herkunft und Bedeutung kennen – dafür gibt es heute Lexika, zum Beispiel das hervorragende Internet-Lexikon Wikipedia. Nein, es geht Wortwechsler darum, zu untersuchen, wie Wörter heute benutzt werden – in der Politik, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und im Alltag. Dabei sollen vor allem Wörter ans Licht kommen, die in reißerischer Weise gebraucht werden oder mit deren Hilfe Menschen hinters Licht geführt werden sollen.
Denn was Humpty Dumpty prophezeite, ist längst Alltag: Wörter bedeuten genau das, was wir ihnen an Bedeutung beimessen - uns ist gleichgültig, ob unser Nächster das Gleiche darunter versteht. Das ist ausgesprochen gefährlich, wie auch Humptdy Dumpty in seinem Größenwahn bereits wusste: Für ihn war nicht die Frage, ob man Wörter etwas anderes heißen lassen konnte – für ihn zählte nur, wer die Macht hatte.
Damit dieses Blog nun nicht gar zu staubtrocken wird, steht an Wortwechslers Seite Johann Fürchtegott Gramse, der nie etwas weiß, aber immer alles besser. Nachtfalter ist hier zwar die Bossin, aber sie wir nur eingreifen, wenn die Schrate über unsere Mauern springen. Denn man darf hier zwar etwas einwenden, aber nicht Dummschwätzen.
wortwechsler - am Mittwoch, 22. September 2004, 19:35 - Rubrik: wort wechsel stube
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Eure Vorschläge bitte ins Kommentar-Körbchen legen - vorher bitte hier nachlesen
nachtfalter - am Mittwoch, 22. September 2004, 19:30 - Rubrik: am anfang - das wort
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Dieses Blog hat schon einmal einen Versuchsflug gemacht, den wir, Wortwechsler, Gramse und ich, dann doch noch ein bisschen haben köcheln lassen, bis wir und dazu entschlossen haben, nun doch online zu gehen.
Es ist abermals ein Versuch, von dem wir nicht wissen, wie er ausgehen wird. Wer uns mit Wörtern und Worten unterstützen will, der darf es tun: Unter der Rubrik „am Anfang war das Wort“ kann jeder ein Wort wählen, dass er selbst für erklärungsbedürftig, mehrdeutig oder missbraucht hält.
Ich werde es dann in einen Schuhkarton packen und es Wortwechsler zum Schütteln geben. Falls Gramse gerade mitliest, wir der wahrscheinlich auch gelegentlich ein paar seiner unnachahmlichen Worte sagen.
Es ist abermals ein Versuch, von dem wir nicht wissen, wie er ausgehen wird. Wer uns mit Wörtern und Worten unterstützen will, der darf es tun: Unter der Rubrik „am Anfang war das Wort“ kann jeder ein Wort wählen, dass er selbst für erklärungsbedürftig, mehrdeutig oder missbraucht hält.
Ich werde es dann in einen Schuhkarton packen und es Wortwechsler zum Schütteln geben. Falls Gramse gerade mitliest, wir der wahrscheinlich auch gelegentlich ein paar seiner unnachahmlichen Worte sagen.
nachtfalter - am Mittwoch, 22. September 2004, 19:29 - Rubrik: wir falten die nacht